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Historische Dokumente an Ortsbeirat übergeben

19. 07. 2021

Dokument aus dem 18. JahrhundertAm 08.07.2021 besuchten Mitglieder des Ortsbeirates den Ort Flecken Zechlin in der Nähe von Rheinsberg um dort Dokumente aus dem Nachlass des letzten Gutsbesitzers von Holzhausen, Hans Herman Weule (*14.07.1908 †15.01.1979),  entgegenzunehmen. Der Kontakt war auf Initiative von Herrn Hans Behm aus Flecken Zechlin zustande gekommen. 

Es stellt sich an dieser Stelle sicherlich die Frage, wie diese Dokumente nach Flecken Zechlin gelangt sind. Daher ein kurzer Rückblick:

Im "Landwirtschaftlichen Adreßbuch der Rittergüter, Güter und Höfe der Provinz Brandenburg" ist auf Seite 71 folgender Eintrag zu lesen:

"Holzhausen b. Kyritz; Rittergut mit den Vorwerken Zernitz und Leppinsplan 754,5 ha; 1929 Helene und Hans Hermann Weule"

Das Gut hatte also 1929 eine Größe von 754,5 ha.

16 Jahre und einen Weltkrieg später, am 02. September 1945, verkündete Wilhelm Pieck in Kyritz die Bodenreform. Siehe dazu folgenden Auszug aus seiner Rede:

Liebe Freunde, Bauern und Landarbeiter! ….. Das Problem des Lebensraumes für die Bauern besteht gerade darin, dass sie den ihnen von den Junkern und Feudalherren gestohlenen Lebensraum zurücknehmen und das Junkerland wieder in Bauernhand übernehmen. … Sie brauchen sich nur die Besitzverhältnisse im Kreise Ostprignitz näher anzusehen, um zu verstehen, wie das Problem des Lebensraumes gelöst werden muss. Es gibt im Kreise allein 68 große Güter, von denen jedes weit über 100 ha Grundfläche hat, darunter solche, wie das des Junkers v. Rendor in Zaatzke mit 719 Hektar, des v. Königsmarck in Kötzlin mit 587 Hektar, das v. Weule in Holzhausen mit 550 Hektar, das des Junkers v. u. zu Putlitz in Laaske mit 512 Hektar, des Gutsbesitzers Kiepert in Fretzdorf mit 463 Hektar und des Gutsbesitzers Stein in Rapshagen mit 403 Hektar….

Die Gutsbesitzer, die über mehr als 100 ha Land verfügt hatten, wurden enteignet und im weiteren Verlauf "ausgesiedelt". Zur Aussiedlung war ergänzend angewiesen worden, dass der Ausgesiedelte mindestens 50 km entfernt von seinem ehemaligen Besitz angesiedelt werden muss.

Herr Weule wurde nach Flecken Zechlin umgesiedelt und lebte dort bis zu seinem Tod im Jahr 1979 im Haus der Familie von Hans Behm. Bei seiner Umsiedlung hatte Herr Weule offenbar viele Unterlagen, die das Gut Holzhausen betrafen, mitgenommen. Diese Unterlagen, welche jahrelang im Haus der Familie Behm gelagert hatten, waren von Herrn Behm mit tatkräftiger Unterstützung von Frau Anneliese Löser gesichtet worden. Frau Löser hatte insbesondere beim "Übersetzen" der in Sütterlin geschriebenen Texte geholfen. Anschließend nahm Herr Behm Kontakt zum Ortsbeirat auf, um die Übergabe der Dokumente zu organisieren.

Die Schriftstücke aus dem 18. - 20. Jahrhundert befinden sich jetzt in Holzhausen und sollen unter fachlicher Anleitung gesichtet, bewertet und in geeigneter Form präsentiert bzw. archiviert werden. Wir werden zu gegebener Zeit weiter berichten.

Bedanken möchten wir uns an dieser Stelle ganz herzlich bei Herrn Behm und Frau Löser. Durch ihr Engagement besteht jetzt die Möglichkeit mehr über die Vergangenheit unseres Ortes zu erfahren und diese Informationen allen Interessierten zugänglich zu machen.