Verkehrskonzept
Verkehrsentwicklungsplanung Kyritz
Verkehrskonzept (Entwurf, Juni 2013) (PDF)
Zur Erarbeitung der Verkehrsentwicklungsplanung für die Stadt Kyritz wurde auf der Stadtverordnetenversammlung am 16.09.2009 in öffentlicher Sitzung die Auftragsvergabe an das Planungsbüro Richter-Richard aus Berlin/Aachen einstimmig beschlossen.
Ziele der Verkehrsentwicklung
Die Stadt Kyritz beabsichtigt mit der Neuaufstellung der Verkehrsentwicklungsplanung eine komplexe Betrachtung aller Verkehrsarten unter Berücksichtigung der sozialen, ökologischen und städtebaulichen Belange. Das Verkehrskonzept setzt auf Strategien der Verkehrsvermeidung (Reduzierung von Verkehrsaufwand und Verkehrswegen), Verkehrsverlagerung (von der Straße auf Schiene, Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV), Rad und Fußgänger) und Verkehrsintegration (Zusammenwirken der Verkehrsträger).
Planungsleitziele sind eine umwelt- und sozialverträgliche Verkehrsgestaltung, die
die Mobilität ihrer Bewohner für Arbeit, Bildung, Versorgung und Erholung ermöglicht,
gleiche Mobilitätschancen und eine hohe Verkehrssicherheit für alle gewährleistet,
die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt und die Erwerbsanstrengungen ihrer Bewohner optimal unterstützt,
die Umweltqualitätsziele für eine nachhaltige Entwicklung umsetzt,
die Funktionen der Stadt Kyritz mobilitätsseitig absichert,
die stadträumlichen Qualitäten und das Lebensniveau in den Wohnquartieren verbessert.
Um diese Ziele zu erreichen, orientiert sich die Stadt Kyritz an den Strategien einer nachhaltigen Verkehrsentwicklung:
Verkehrsvermeidung: Diese Strategie hat höchste Priorität. Sie richtet sich auf eine Begrenzung der Verkehrsleistung insbesondere im Kraftfahrzeugverkehr ohne die Mobilität einzuschränken. Hauptinstrument ist die Verkehrsvermeidung durch Funktionsmischung ("Stadt der kurzen Wege").
Verkehrsverlagerung: Nicht vermeidbare Verkehre sollen weitmöglichst auf die Verkehrsmittel des Umweltverbundes verlagert (ÖPNV, Fahrrad, zu Fuß gehen) werden. Diese Mobilitätsformen sollen in den Projekten der Verkehrsentwicklung Vorrang erhalten.
Verträgliche Verkehrsabwicklung: Die verbleibenden Kfz-Verkehre sind möglichst stadt- und umweltverträglich abzuwickeln (Flächenanspruch, Lärm, Abgase, Verkehrssicherheit).
Neben diesen grundlegenden Zielen sind im integrierten Stadtentwicklungskonzept (INSEK) ortsspezifische Ziele zur Verkehrsentwicklung genannt, die als Grundlage für die Bearbeitung der Verkehrsentwicklungsplanung dienen sollen, da sie politisch diskutiert und abgestimmt sind. Zudem wird so die Durchgängigkeit zwischen Stadtentwicklungskonzept und Verkehrsentwicklungsplanung gewahrt:
Hauptaugenmerk der Stadtentwicklung unter Schrumpfungsbedingungen ist die Definition und Erhaltung des Grundgerüsts der öffentlichen Infrastruktur und die Konzentration von Unterhaltung und Pflege auf den Kernbestand bei ggf. notwendigem Rückbau außerhalb dieses Rückgrates. Das trifft für Straßen, Gleisanlagen oder Leitungsbestände gleichermaßen zu.
Die Wahl der Verkehrsträger (modal split) bestimmt wesentlich die zukünftigen Chancen bzw. Risiken für die Sicherung des Schienenpersonennahverkehr (SPNV). Das Verharren im Status quo, ohne die weitere Qualifizierung der SPNV-Angebote (im Verbund mit dem übrigen ÖV) führt automatisch zum Durchschlagen der (negativen) Einwohnerentwicklung auf die Fahrgastzahlen.
Durch eine Verstärkung der Nutzung des SPNV ergeben sich Chancen zur Reduzierung der Umweltbelastungen durch Verlagerung von Straßenverkehrs- hin zu Schienenverkehrsleistungen. Dazu sind weitere Nutzerkreise zu erschließen. Da der öffentliche Verkehr im ländlichen Raum weitestgehend vom Schülerverkehr bestimmt wird, sind die Zugangsbedingungen für diesen Nutzerkreis zu verbessern. Arbeitspendler sind als Fahrgäste zu gewinnen.
Potenziale für neue Fahrgäste bestehen durch die Arbeitskräftekonzentration im Umfeld des geplanten Haltepunkts Am Bürgerpark (KMG-Kliniken, Verwaltungsstellen, Schulen), einen verstärkten Bahn-Schülerverkehr.
Es bestanden planerische Überlegungen zur stärkeren Anbindung des Kyritzer Raums an die A 24 durch eine neue Anschlussstelle Kyritz/ Rheinsberg zwischen den weit auseinander liegenden Anschlussstellen Neuruppin und Herzsprung. Die Anschlussstelle sollte Kyritz über die L 142 und L 14 anbinden. 1996 hat sich der Kreistag gegen die Durchführung des Planfeststellungsverfahrens ausgesprochen. Damit wurde dem Ausbau der Verbindung zur bestehenden Anschlussstelle Herzsprung Vorrang eingeräumt.
Sollte zukünftig die Möglichkeit einer zusätzlichen Anschlussstelle von Land/Bund in Erwägung gezogen werden, wäre die Verbindung Kyritz – Rheinsberg über eine neue Anschlussstelle zu empfehlen.
Generell sind - in einem von Schrumpfung geprägten Raum - bestandsorientierte Erschließungslösungen anzustreben. Sorge muss erstrangig der Erhaltung und Qualifizierung des Kernnetzes gelten, um Fehlinvestitionen zu vermeiden. Als dieses Kernnetz ist die radiale Struktur (mit auf das Zentrum zulaufenden Einfallstraßen) zu stärken, weiträumige Umgehungen schwächen die Zentralität und erhöhen insgesamt die Instandhaltungsleistungen.
Der Schienenverkehr ist durch die Aufgabe bzw. Optimierung von Bahnübergängen und einfachen, dem Verkehrsaufkommen gerecht werdende Lösungen für Schienenwegekreuzungen zu unterstützen. Im Personenverkehr sollen Maßnahmen (Ausrichtung des Bus- auf den Bahnverkehr, zusätzlicher Bahnhalt, verbesserter Umstieg zwischen Bahn und Bus, leichte Erreichbarkeit des ÖPNV) die Fahrgastzahlen stabilisieren und mittelfristig erhöhen.
Der Schienengüterverkehr soll zur langfristigen wirtschaftlichen Tragfähigkeit des Schienennetzes beitragen – die Erhaltung der dazu erforderlichen Schieneninfrastruktur (Anschlussgleise zu gewerblichen Flächen) ist dabei Ziel.
Die kompakte Stadtstruktur in der Altstadt stellt die Grundlage für kurze Wege zu Fuß dar. Eine Vielzahl wichtiger Wege, insbesondere im Stadtteil West, genügt den Anforderungen zur Befestigung und Ebenheit, auch im Hinblick auf den Gebrauch durch die ältere Bewohnerschaft, nicht.
Sicherung der kompakten Stadt und der Ausbau der "kurzen Wege" mit sparsamen, "einfachen" Erschließungsinvestitionen, einem starken Rückgriff auf das vorhandene bauliche (wertvolle Altstadt) und infrastrukturelle Gerüst (Schienennetz/ Straßen) durch gezielte, hochwertige, zeitgemäße Umbauten, Ergänzungen und Lückenschlüsse
Bestand der Altstadt Kyritz
Die Erschließung der Altstadt gliedert sich in folgende Bereiche
Zufahrten zur Altstadt über Pritzwalker Straße, Graf-von-der-Schulenburg-Straße, Holzhausener Straße und Bahnhofstraße,
Altstadtring mit Johann-Sebastian-Bach-Straße, Hospitalstraße, Maxim-Gorki-Straße und Prinzenstraße,
Altstadtkern mit Schulstraße - Hamburger Straße, Mittelstraße und Marktplatz,
Bereich zwischen Altstadtring und Stadtmauer.
Aufgrund von Zwangspunkten auf der Hospitalstraße und auf dem nördlichen Abschnitt der Johann-Sebastian-Bach-Straße ist der Altstadtring bis auf die Prinzenstraße als Einbahnstraßenring entgegen dem Uhrzeigersinn ausgewiesen. Für den Einbahnstraßenring gilt einschließlich der Zufahrt Pritzwalker Straße ein Verbot für Lkw, Lieferverkehr frei. Auf dem Altstadtring bestehen Geschwindigkeitsbeschränkungen von 50 km/h.
Der Altstadtkern ist als verkehrsberuhigter Bereich mit verschiedenen Einbahnstraßenregelungen ausgewiesen: Hamburger Straße Richtung Norden, Mittelstraße jeweils zulaufend auf die Hamburger Straße, Schulstraße Richtung Süden, östlicher Marktplatz als Umfahrt ohne Anbindung an die Maxim-Gorki-Straße. Damit ist der westliche Marktplatz die einzige Straße im Zweirichtungsverkehr im Altstadtkern.
Dieses System beschränkt die Zufahrten zum Altstadtkern auf die beiden Arme der Mittelstraße und den westlichen Marktplatz, Ausfahrten gibt es an der Hamburger Straße, westlicher Marktplatz und Schulstraße. Zu- und Ausfahrten treffen, bis auf die Schulstraße, auf den Einbahnstraßenring der Altstadt, so dass entweder mit der Ein- oder der Ausfahrt der Altstadtkern umrundet werden muss und sich damit das Verkehrsaufkommen erhöht.
Vorstellbare Umsetzungsmaßnahmen
Das Verkehrskonzept Altstadt setzt sich aus verschiedenen Elementen zusammen, die grob zusammengefasst folgende Schwerpunkte haben:
Einrichtung einer die Altstadt überdeckenden Tempo 30-Zone,
Optimierung der Parkraumbewirtschaftung,
Möglichkeit des Umbaues des Einbahnstraßenrings mit (Teil-) Aufgabe der Einbahnstraßenregelung für den Pkw- Verkehr,
flexibles Konzept zur Erschließung des Altstadt-Kerns,
Ausbau des ÖPNV-Knotens Am Bürgerpark mit Aufgabe des Busbahnhofs,
flankierende Maßnahmen in der Stadt- und Verkehrsentwicklung.
Beteiligung der Öffentlichkeit bei der Verkehrsentwicklungsplanung für den Innenstadtbereich
Ein entsprechender Vorentwurf zur Verkehrsentwicklungsplanung für den Innenstadtbereich wurde in mehreren Vorstellungsrunden vom Planungsbüro Richter-Richard präsentiert. Neben den Unterrichtungen im Fachausschuss für Stadtentwicklung, Bauen und Verkehr, erhielten Gewerbetreibende, Senioren und Bürgerinnen und Bürger der Innenstadt sowie die Mittglieder des Jugendparlaments und der Aktionsgemeinschaft Kyritzer Gewerbetreibende e.V. die Gelegenheit, sich zu den geplanten Vorstellungen zu äußern und ihre Ideen einzubringen.